Das erste Berliner Frauen & FLINTA*-Brevet – ein kleiner Rückblick von Eva

Ein Brevet explizit für Menschen, die sonst unter den Randonneuren nicht so dolle vertreten sind, organisieren? Klar, warum nicht, wenn wir schon die Infrastruktur des ARA BBs dafür nutzen dürfen. Dachten Toni und ich uns im letzten Jahr. München hatte es vorgemacht und richtig viele Fahrerinnen motiviert. Das können wir in Berlin auch!

Ein Termin und eine Strecke war schnell gefunden, Toni hatte eine Idee und praktischerweise liebe Bekannte, die am Wegesrand leben und drauf brannten, eine Kontrolle mit Verpflegung für uns zu organisieren. Über den Winter versuchen wir beide, die Route abzufahren. Nochmal kleine Änderungen, 220 Kilometer müssen es ja nicht werden.

Plötzlich ist der Mai da, wir sollen die endgültige Strecke und die Kontrollen einreichen. Unser Signal-Draht glüht jetzt doch. Wie kommen wir an die Startkarten, und wo kommen eigentlich die Bananen her? 

Drei Tage vorher stellt sich Aufregung ein. Da kommen ein paar Dutzend Menschen, die sich darauf verlassen, dass wir ihnen eine schöne Landschaft bieten! Wetter ist nur so gemischt angesagt. Schnell noch eine Checkliste machen, was man am Start eigentlich erzählen muss, Kulis einpacken, und zumindest fürs Amstel House noch die Standpumpe.

©Eva Ullrich

Um 6:15 ist die Anmeldung aufgebaut. Wir wären dann soweit, wo sind die Leute? Die erste Fahrerin trifft ein. Dann füllt sich der Raum mit Rädern und gespannten, fröhlichen Gesichtern, und plötzlich wird es wuselig. Ganz schön viele, die noch nie ein Brevet gefahren sind. Nach fünf Mal erklären bin ich heiser.

Gegen acht fahren wir mit den letzten Starterinnen los. Ninas Kamera-Drohne schwirrt um uns herum. In Kurz-kurz losfahren ist wunderbar, nachdem es in letzter Zeit morgens noch so frisch war. Zwanzig Ampeln Richtung Südwesten, durchs Zehlendorfer Zentrum, noch etwas Gewerbegebiet, und vorbei für heute mit Verkehr. Wir sammeln Marou ein, und in der Konstellation bleiben wir zusammen. Richtung Hoher Fläming, die erste Kontrolle in Trebbin ist schnell erreicht. Das Gute am langen Weg durch die Stadt, man hat schon relevante Kilometer geschafft.

Roter Klatschmohn, blaue Kornblumen, sommergrüne Bäume. Im Februar konnte ich mir nur vorstellen, wie schön es hier sein könnte.

Immer mal begegnen wir anderen Fahrerinnen, fragen uns, wie es geht. In Luckenwalde fahren wir durch ein Stadtfest, wie Toni sagt, das gehört beim Brevet dazu. Danach der tolle Asphalt des Fläming Skate, die wunderbaren Fernblicke, purer Genuss.  Irgendwo halten uns drei Skater an, leihen sich unser Werkzeug, eine Schraube ist weg. Am Himmel braut es sich allmählich zusammen. Eine Zeitlang zieht es immer rechts an uns vorbei nach Norden, der Winkel zwischen Fahrt und Windrichtung ist perfekt.

Die Kontrollen folgen mit kaum 40 Kilometer Abstand aufeinander, das bringt eine Leichtigkeit in die Tour.  

Bei Niedergörsdorf war’s das mit dem schönen Tag. Diesmal ballen sich die Wolken über uns, es fängt an zu regnen, dann grollt der Donner. Wir stellen uns zu anderen unter ein Bushäuschen, lassen das schlimmste vorbei ziehen. Fünfzehn Kilometer später wagen wir es, die Regenjacken auszuziehen.

Später tröpfelt es wieder, regnet sich ein. Doch nicht das einfachste Brevet, trotz der sommerlichen Temperaturen. Immerhin fahren wir oft von Bäumen geschützt, die schönen Brandenburger Alleen. Ich habe kein Wasser mehr, aber bis Wildenbruch, wo Tonis Freunde uns erwarten, ist es nicht mehr weit.

Dort werden wir von der Straße auf die Wiese gewunken. Unter zwei großen Schirmen sitzen nasse, frohe Fahrerinnen bei der leckeren Gemüsesuppe, dicken Scheiben Brot, verschiedenen Kuchensorten, Kaffee und alkoholfreiem Radler. Was für eine tolle Stärkung für den letzten Sprung!

Und dann sind wir fast schon auf bekannten Wegen in die Stadt hinein. Auf der Kantstraße wird der Himmel nochmal schwarz. Ob wir das noch schaffen, zweifelt Insa. Klar, sind doch keine fünf Kilometer mehr. An der vorletzten roten Ampel halten wir brav an, obwohl wir rechts auf den Radweg könnten. Zack, geht es plötzlich los, an der Kreuzung Turmstraße fliegt das Wasser vom Himmel, zu dritt flüchten wir in einen Hauseingang, keine Hundert Meter mehr, aber man kann auch die Straße fast nicht mehr sehen. Was ein Spaß.

©Eva Ullrich

Und dann sind wir wieder im Amstel House, und das erste Berliner Frauen/FLINTA*-Brevet ist erledigt. Bis auf die ganzen Menschen, die noch tschüss sagen, und dass sie zum ersten Mal so weit gefahren sind, und dass ihnen die Strecke so sehr gefallen hat. So viele, die trotz des Wetters an den Start gegangen und mit uns gefahren sind. Ich bin beeindruckt und berührt.

Am Ende sitzen Toni und ich noch zu zweit da. Das war doch ein gelungener Auftakt! Machen wir wieder? Wir gucken uns an. Ja. Machen wir.

***

Glückwunsch an alle Fahrer*innen, wie schön das Ihr dabei wart! Und ganz vielen Dank an

  • Ingo und Sascha, dass Ihr das Vorhaben mit der vorhandenen ARA-Struktur und Eurer persönlichen Hilfe  unterstützt habt
  • unsere lieben Helfer*innen am Start und an der Kontrolle in Wildenbruch
  • Sara und die Münchner Brevet-Orga für die Idee und den Support!

Ein Gedanke zu „Das erste Berliner Frauen & FLINTA*-Brevet – ein kleiner Rückblick von Eva“

  1. Besser hätte man den Tag nicht beschreiben können – Danke Eva! Und danke an alle, die gestartet sind und sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben 😊 Es war mir ein Fest!

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